Ich merkte am nächsten Morgen schnell, dass ich meinem Körper zu viele Meilen am Vortag abverlangt hatte. Also um 11 Uhr morgens / eine Zeit zu der die meisten schon fünf Stunden unterwegs sind. Ein Hoch auf die Ohrstöpsel! Da zwischen 11 und 3 die Hitze in der Wüste am unerträglichsten ist, entschied ich mich kurzerhand einen Zeroday (Tag an dem Mann oder Frau nicht wandert) einzulegen.
Also erstmal, noch im Halbschlaf die Lage gecheckt, schon wieder unbekannte Hiker (Wandersmänner und Frauen – Wo kommt das ganze Gesocks nur immer her?). Ein Gesicht war mir aber bis auf den Gastgeber, Scott, bekannt: Clara (Trailname SideTrack, weil sie alles was es zu sehen gibt mitnimmt und dafür keine Meile und keinen Platz ihrer unzähligen SD-Karten unberührt lässt) war gestern schon da als ich kam und belegte Pizzen und erklärte Neuankömmlingen was wie wo ist. Ich dachte eigentlich, dass sie irgendwie zum Inventar gehört. So wie die Turntaubenabwurfmaschine, die Hantelbank oder die Fechtmaske samt Degen über „meiner Hollywoodschaukel“.
Nach einem kurzen Schnack und Herzlichkeiten alla: ey, so unglaublich toll dich zu sehen (in Amerika wird viel oberflächlich rumgefloskelt) suchte ich mir eine Daseinsberechtigung – selbstlose Arbeit. Das bisschen Haushalt, macht sich ja schließlich nicht allein, sagte mein innerer Mann.

Manchmal wünschte ich mir weniger passendes Timing. Ich kam gerade recht, um in einem 20-Liter-Napf ellenbogentief Hühnerbeine zu wälzen. Derweil kippte irgendwelches dahergelaufenes hobbycheffkochartiges Wandergesocks Gewürze über meine Arme. Warum nicht direkt in den Topf ihr Pfosten? Wahrscheinlich weil ich bis zu den Schultern drin war…

Wie gesagt, falsche Zeit, falscher Ort. Ich versuche mich hauptsächlich vegetarisch zu ernähren. Ich bin der Meinung das ist gut und nachhaltig. Das rumwühlen in totem Federfieh war so gar nicht meins.
Nachdem ich Feuer gemacht hatte (ich hatte Scott geeignetes Holz gereicht), Dosen zerkleinerte, Tomaten geschnitten, gefriergetrocknete Pilze gewaschen, immer wieder neueintrudelnden Hiker gesagt hatte, wie wo was ist, war ich wieder rechtzeitig zur falschen Zeit genau richtig.
Diesmal galt es, den Abwasch vom Vortag in einem querdurchgeschnittenen Fass, Marke Pferdetränke, gefüllt mit Seifenwasser (inklusive Flattergedöns, was eben so an oder reinfällt) über einem Holzfeuer zu erledigen. Es ist nicht einfach die Höhe wo: autsch ist das heiß, verfluchte Scheiße und hier lässt es sich angenehm schruppen, zu finden. So viel sei gesagt.

Nach der ganzen „Arbeit“ kam ich wieder mit SideTrack ins Gespräch (die Knuddelmutti die auch nicht den Absprung von diesem Wundersamen Ort schaffte, eine ganz liebenswerte Persönlichkeit). Sie tätschelte mich 10 Minuten und lobte, was ich doch für großartige Leistung vollbracht hätte und ließ sich meine Hände zeigen. Sie kam auf die glorreiche Idee mich mit den Trailnamen Ladyfingers zu versehen… Wäh? Is ja schön das sie darüber gackert und sich wie ein Flummi in einer Gummizelle gefreut hat. Aber hat sie da auch an mich gedacht? Normalerweise wird mir nachgesagt ich hätte Bauarbeiterpfoten: Creme mal ein die Dinga da! Ich also: Is nicht, kannste knicken (auf englisch natürlich). Konnte sie verstehen. Ich bleibe also vorerst weiter ohne Trailnamen.




Da habt ihr eure Rechnung aber nicht mit mir gemacht! Alleee Hop.

Und Zack hab ich mir einen von denen gegrabscht. Nach dem ich ihm ein paar ernste Worte über einen gewissen Sicherheitsabstand gelehrt und ihm ausgiebig die ledrige Plauze gekrault habe, bin ich mir sicher, ihn mit einem fröhlichen Lächeln zurück ihn die Freiheit entlassen zu haben.
Ich kann Mikes Place nicht ausreichend schildern. Über diesen Ort wäre auch eine DMAX-Doku nicht aussagekräftig genug. Was bleibt: Pipi Langsocken Haus Bunterkunt – die PCT Version – ein ganz wundersamer Ort.
Ich finde den Namen super und er hat sich jetzt schon in mein Hirn gebrannt ? die Frau mag ich, obwohl ich sie nie kennenlernen werde!!! Im übrigen, sehen meine Hände ständig so aus, also höre uff zu jammern!!! ?
My dear! Ich höre gerade J.J.Cale, Durango, und sehe eine Landschaft, die deine sein müsste. Wunderschön. A trippy jam by one of the greatest musicians ever. Hast du auch Musik auf den Ohren? Jetzt Teardrop von Massive Attack. Ich fühle mich nicht nach Oberschöneweide in Berlin. (Komische Vorstellung, in so einer Wohnung zu sitzen, noch dazu am Schreibtisch – aber, morgen Montag, wieder Schule, was für ein Elend :(((( Nein, weit weg irgendwo auf dieser schönen Erde. Jetzt Hammerhead von Jeff Beck, also bin ich in Buenos Aires … das geht nur laut laut laut!!! Sweet ladyfingers! Was für ein… Read more »
Sehr poetisch geschrieben ?? War gerade voll in deiner Welt ???♀️ Und eine großartige Playlist ?