Sonntag: Ein sehr spezieller Tag. Da ich jetzt nur noch ein kurzes Sporthöschen habe, in denen meine stählernen Beine durch die Landschaft pflügen, ist mir speziell morgens, immer ein bisschen kalt unten rum. Aus diesem Grund trage ich diese modischen Wadenwärmer (abgeschnittene Reste einer Frauenlaggings, vermutlich. #FundstückDerWoche). Ich hab mehrmals meine lange MarkenBuchse genäht. Da war am Ende nichts mehr zu retten. Der Bereich zwischen den Beinen war auf die Stärke eines Taschentuchs runtergerubbelt. Vom wandern! Wir hatten eine gute Zeit zusammen. Scheiden tut weh. Jedenfalls begann der Tag mit Nebel, eher nasser Luft. Kalt war es auch! Warum nochmal hab ich meine wasserdichten Handschuhe nach Hause geschickt? #dennerweißnichtwasertut
Die Temperaturregulation an diesem Tag gelang über die Kaputze. Deckel auf, Deckel ab. Stillstand macht kalt. Pausen versprachen eben nur dieses. Also lauf Junge! Lauf! Feuchter Nebel, Niesel und Regen gaben sich immer wieder die Klinke in die Hand. Eine Alternative Route versprach bessere Wasserversorgung (grotesk im Angesicht der andauernden Berieselung) und 8 Meilen Ersparnis. … Wenn man sie denn findet. Ich dagegen irrte nach zirka 35 gelaufenen Kilometern (mit nur 1,5 Liter Flussplörre) auf dem Trail, weitere 15 auf mehreren Dirtroads (Trampelpfad für Autos) völlig planlos im Niemandsland herum. Von 14 gewanderten Stunden regnete es 12. Normalerweise sollte ich jetzt mindestens 2 Wochen krank sein. Ging aber irgendwie. Fühlte mich nichtsdestotrotz gut. Ich schlug mein Zelt dann einfach am Dirtroadrand auf! Faxen dicke! Alles kalt! Alles Nass! Reicht für diesen Tag. Ich plünderte animalisch mein Verpflegungssack und fiel in einem unruhigen Schlaf. Es regnete natürlich munter weiter, aber ich war ja im Trockenen, mit all meinen nassen Klamotten. Welcome to Oregon.
Da musste lang Junge Dont feet the Wildlife, but sometimes the Train has left the station 37$ Für ne Regentüte, gute Investition Höchster Punkt des PCT in Oregon
Montag: So richtig aufstehen wollte ich nicht. Nicht bevor es nicht irgendwie annähernd warm oder trocken ist. Gegen neun gab ich mir dann aber selbst einen Ruck. Die Sonne schmunzelte durch ein kleines Wolkenloch. Nasse Klamotten werden durch Körperwärme trocken. Also ab die Post. Weitere 6 Meilen Dirtroad zum Whitefish Horse Camp. Ich bekam vom Platzwart und seiner Gattin ne Brause und ein Pott Kaffee. Ich wollte gerade wieder zum Wandern ansetzen, als sie mir eine Mitfahrgelegenheit zum 8 Meilen entfernten Shelter Cove Resort anboten. So bekam ich dann doch noch ein wenig Abkürzung nach meinem Irrgang. Dort nutze ich das bisschen Sonne, welche sich milchglasartig durch den Wolkenverhang quälte um Zelt und Schlafsack zu trocknen. Socken wurden gewaschen und am Lagerfeuer getrocknet. Regen unterbrach mich immer wieder in meinem Tun. Gemeinschaftlich (die dortige) wurde entschieden eine Hütte zu teilen und das wandern auf morgen zu vertagen. Hab ich mich eingeklinkt. Lieber einen Vogel in der Hand, als einen Fuß in der Tür. Unter der rechten Kniescheibe zwickt es.
Dienstag: ich würde ja am liebsten immer so ein Kopfkissen mitgehen lassen. Sowohl Gewicht als auch Größe machen eine gefederte Kopfablage aber zu einem Wunschtraum und nicht tragbaren Luxusobjekt.
Andere Tage: Waldwaldwald, Regen, Nass, Pfützen, Tümpel, Seen, Wolken, Kalt, Elk Lake Resort, Bend, Sisters.
Morgen beginnt eine neue Woche. Auf Meile 2000 gehts weiter. 150 Meilen Rest in Oregon stehen an. Will see what happens.
Ach Robert, Du armes Hascherl, durchgefroren, durchgefeuchtet und das alles in einem kurzen Höschen. Ich schick Dir jetzt mal für die Mentalität eine ganz große Portion Herzenswärme rüber und drück dich in Gedanken ganz, ganz, ganz doll.
?? nehme ich gerne! Her mit deiner Wärme!