Der Plan sieht die 120 Meilen (ca. 190Km) in fünf Tagen vor. 25, 25, 25, 30, 15. In Vier wäre sicherlich auch irgendwie machbar, aber zum einem bringt es mir nichts, eine Stadt am Abend zu erreichen und zum anderen schwebt immer das Überlastungs- und Verletzungsdamoklesschwert über dir, was den Trail von heut auf morgen beenden kann. Es will trotzdem weiterhin gegen fünf Uhr aufgestanden und gegen 5:30 Uhr abmarschiert werden. Die 10 to 10 Challenge ist irgendwie schleichend zu einem Muss geworden. Auch die Kalifornisch/Oregonianische Grenze ist in greifbarer Nähe. Endlich. Hab ich ja auch nur mal eben vier Monate für gebraucht. Alles in allem könnte das also eine entspannte Wanderwoche werden.
Könnte! Für die Hälfte der Woche wurde allerdings eine Hitzewarnung für die zu durch wandernde Region durchgegeben. Schon am Montag und Dienstag soll das Quecksilber 40 Grad zur Anzeige bringen und eine Luftfeuchtigkeit jenseits von gut und böse herrschen. Auch An- und Abstiege halten so einiges bereit. Dennoch ist es ein Privileg hier zu sein und wandern zu können, außerdem hatta sich dat ja schließlich selber ausgesucht. #dennErWussteNichtWasErTat
Montag: Steiniger Untergrund und Durststrecken bei denen mir das Lachen verging. Die Schmerzen an den Fußsohlen waren durch die letzen eineinhalb Tage Rast nicht wirklich weg. Wenn, dann höchstens nur kurz in Vergessenheit geraten. Am Ende des Tages winselten mich meine unteren Extremitäten um Erbarmen an. Bekamen sie dann auch, nach 24 Meilen.



Dienstag: Affenhitze und tropisches Klima. Steiles Terrain und klebrig verschwitze Klamotten. Ein den Trail ab der Mitte des Tages begleitender Fluß lud zweimal zum freudig-feuchtfröhlichem Planschen ein. Der waldigweichbodige Untergrund war ein Segen für die schmerzenden Hufe. 26 Meilen und das Zirpen Tausender Grillen wiegten mich in den Schlaf.






Mittwoch: I have buns of steel! Soll heißen, ich hab Arschbacken aus Stahl! Ob das nun Muskeln oder einfach nur Verhärtungen sind, sei für diesen Moment dahingestellt. Für diesen Tag mit einer ganz besonders hübschen Steigung stellte ich jedenfalls den Wecker noch eine halbe Stunde früher. 4:30 Uhr! Damit ist das hier alles offiziell kein Zuckerschlecken mehr. Doch bevor der sich über eine Strecke von 12 Meilen erstreckende Anstieg von 5000 Fuß (pie mal Daumen 1,5 Km Höhenunterschied mit größtenteils 13% Steigung) in Angriff genommen wurde, erreichte ich gegen 7 Uhr Seiad Valley. Dort wurde dann noch mal Zucker in Form eines Schokomilchshake geschleckt. Erfreulich war danach auch, dass mich der Wettergott mit Wolken und vereinzelten Niesel bedachte. Das erste Naß von oben seit ca. 14 Wochen. Erschöpft gab ich mich in Schlagdistanz zur Kalifornischen Grenze mit 26,5 Meilen zu frieden.








Donnerstag: Nachdem es gestern zum Abend hin wieder aufklarte, es die Nacht über wie immer vor lauter Sternen nur so funkelte und der Vormittag eine eben blaue Leinwand bot, zog sich der Himmel mit jedem Meter dem ich Oregon näher kam wieder zu. Nach nur einer Meile im neuen Bundesstaat begann es dann auch pünktlich zu regnen. Nette Abwechslung, mal nen bisschen durch die Pampe zu stampfen. Das trommeln der Tropfen aufs Oberstübchen war auch irgendwie ganz nett. Für die Ohren gab es ein Audiobook von Arun Gandhi (Neffe von Mahatma). Achja, nach der Mittagspause, gerade als ich dabei war wieder mein „Geschirr anzulegen und aufzusatteln“ hat mich so ein Mistvieh von Wespe in den Nacken gestochen. Zeckt wie Sau. Blöde Kuh die! 28,5 Meilen.










Freitag: Mein Körper fühlt sich manchmal an wie der eines alten Mannes, wenn ich da so morgens aus dem Zelt krabble. Nach ein paar Meilen und dem einzigen Anstieg für diesen Tag gab es erfreulicherweise prickelndes Zuckerwasser in Form einer Brause zum Frühstück. Die letzten 15 Meilen nach Ashland waren locker, flockig abgelaufen.


