Letzen Sontag: Wie erwartet regnete es den ganzen Tag. Die Aussicht war trübe, viel zu sehen gab es daher nicht. Das Highlight bildete das Mysterydinner, welches ich aus einer Hikerbox hatte. Dehydriertes Rührei mit Erbsen und anderem Zeug. Dazu wurde Wasser von einer Lavasteinquelle gereicht.
Letzen Montag: Verdammte Mäuse. Eine von den Biestern hat mir ein Loch ins Zelt gefressen und glotze mich, auf meinem Foodback sitzend, ganz verholen, an als ich die Augen aufschlug. Niedlich sind sie ja, aber auch frech wie Huppatz.
Birds don’t sing in the rain. Laut Virgin/Tyson. Ab in die nassen Schuhe. Feuchte Luft und kalt. Nach einer 10-minütigen Pause braucht es zirka eine halbe Stunde, um wieder warm zu werden. Der Wind fegt mir nach eigenem Ermessen die Mütze auf und ab jeden. Windig beschreibt den Tag ganz gut. Ich musste eine kleine Rettungsaktion starten, da es Yvette mehrmals fast vom den Cascade Locks geweht hätte. Den Rest des Tages rannte ich den Trail, ich hatte schließlich Geburtstag und wollte mich irgendwo mit Zucker belohnen. Ich erreichte Packwood zirka 18 Uhr und die anderen beiden brauchten fast 3h länger. Ich buchte uns dreien eine Unterkunft, duschte, war shoppen, essen und im Salon mit SoBos Billard spielen. Ich weiß nicht wie, aber ich konnte eine eigenartige Gestallt mit 15$ überreden Yvette und Tyson vom Trailhead (zirka 15 Meilen entfernt) abzuholen. Während des Gesprächs im Auto stellte sich heraus, dass er hauptberuflich Tarotkarten legt. Naja. Jedem seins..
Die nächsten viereinhalb Tage mussten des Schneesturms wegen in verschieden Örtlichkeiten ausgesessen werden. Wir waren einen Tag Tyson’s Onkel in Purin (nahe Seattle) besuchen und drei Tage in Levenworth, so ein Tourismusörtchen nach bayrischem Vorbild.
Die Fotos dieser Tage können im letzten Block bestaunt werden.
Sonntag: Ok also ab in den Schnee. Das schlimmste wird wohl ausgesessen sein. Schön war es. Schön kalt, aber dennoch schön. Mein Essen hängt nachts wieder im Baum. Trotzdem konnte ich die Mäuse mein Zelt umrunden hören.


Montag: Das Kondenswasser gefror innen in meinem Zelt. Definitiv eine der kältesten Nächte auf dem Trail. Es fiel so unglaublich schwer den Schlafsack zu verlassen. Bis zur Mitte das Tages war es sonnig. Die Winterlandschaft war bezaubernd. Ohne Sonne war es dann aber ziemlich fröstelig. Punkt 19 Uhr war es dunkel und ich suchte mir ein Plätzchen, um mein nasses Zelt aufzubauen. 150 km Rest zur Grenze.




Dienstag: Zelt außen mit Eis bedeckt. Innen das Kondenswasser auch gefroren. Das Zelt zu verlassen war eine Qual. Die Winterlandschaft war traumhaft. Die Steigungen waren steil und lang. Hochhochhoch runterrunterrunter. 4 Bären gabs aus der Ferne zu sehen.



Mittwoch: Obwohl mein Foodbag im Baum hing, stellte ich beim Frühstücken fest, dass eine oder mehre Mäuse darin eine kleine Party gefeiert haben. Der Schaden hielt sich aber in Grenzen. Bis auf eine Reißmahlzeit wurde nur mein Müllaufbewahrungsziplock zerfleischt und alles ist voller Kacke. Macht sich super so zwischen meinem Essen. Verdammte Nager. Ich hab das Gefühl in Washington geht es entweder extrem steil und lange bergauf oder extrem lange und steil bergab. Alles bewegt sich zwischen 4000 und 7000 Fuß Höhe (zirka durch drei für Meter) Muskulär und konditionell ist das ja kein Problem. Ich merke es aber zeitlich. Diese Extreme machen langsam. Als ich gerade wieder die Schneegrenze, welche bei ungefähr 4500 Fuß liegt, auf dem Weg nach unten verließ, dachte meine Playlist sich: „Ach komm, spielen wir dem Jungen mal ‚Last Christmas’ vom George“. Unten gab es riesige Bäume zu bestaunen. Urwaldartig. Die erst Gratulantin. Eine ältere Ami-Dayhikerin sprach mir bei einem Plausch ihre Hochachtung aus und gratulierte mir schon mal für alle absolvierten Meilen bis zu diesem Punkt. Jo, von 2650 Meilen sind nur noch 100 übrig (mal 1,6 für Km). Wie auch immer. Im Dunkeln baute ich gegen 19 Uhr mein noch Teilweise nasses Zelt auf, stopfte wie die Abende zuvor, das Mäuseloch darin mit einer Socke, naschte ein zwei Kleinigkeiten, kloppte mit einem Stein ein Hering in einen Baum und hing meinen Rucksack daran. Gut Nacht.






Donnerstag: 5:30 Uhr ging’s los. Noch 3 Meilen bergauf, danach 20 bergab.. hört sich auf dem Papier ganz gut an. 20 cm Schnee für 6 Stunden, lässt meinen Eifer dann aber doch schnell verfliegen und mir kommen Zweifel wie es weitergehen soll. Das Gehölz ist ziemlich dicht und mit jeder Berührung saugen meine Klamotten neue Feuchtigkeit auf. In Stehekin ein Paket abholen und wieder zurück auf den Trail. Zeit ist ein rares Gut.







Und dann hat mir Stehekin die Entscheidung abgenommen. Nur noch 2 statt 4 Shuttles (also kein zurückkommen und nur ein 23’er Tag. Außerdem muss ich bleiben da es zusätzliche 13 Off-Trail-Meilen zurück wären. So einen 36’er Tag hatte ich bis jetzt noch nicht und es wäre nur Asphalt, was kacke ist fürs derzeitige Laufmuster und zusätzliche muskuläre Belastung, betreffend der Ausnutzung der einzelnen Muskelstränge im Faserbündel wäre. ???? Packet war auch nicht da, was ja der eigentliche Grund für diesen Zwischenstopp war. Das bedeutet, ich kann auch nicht den ersten Shuttle am Folgetag, sondern in jedem Fall erst den zweiten nehmen, da gleiches Problem wie gestern. Hitchen wäre frühstens ab 13:30 möglich. Start wäre dann 14 Uhr. Das würde bedeuten, ich schaffe dann auch nur 15 Meilen, wahrscheinlicher 12 Meilen. Beides wären Tage an den 26 gemacht werden mussten. Gehen wir vom besten Fall aus, habe ich also 3 für den ersten und 11 für den zweiten Tag verloren. Diese müssten an den übrigen Tagen aufgeholt werden. Das hieße bei maximal 4 verbleibenden Tagen 3,5 Meilen pro Tag mehr. Also 29,5 Meilen pro Tag und so weiter.. Das Terrain ist schön aber schwierig der Schnee oder Match verlangsamt zusätzlich. 25 Meilen bei diesen Konditionen fühlen sich wie 35 normale Meilen an. Eventuell ist der Zug für mich Abgefahren. Die Stimme im Kopf wird immer lauter und rechnet und rechnet und rechnet.
Freitag: Neuer Tag, neuer Plan. Nach einem Zimtrollenfrühstuck, einer Dusche und gewaschener Wäsche bestieg ich mit „French Ninja“ (21-jährier Franzose mit ähnlichem Anliegen die nicht ganz billige Fähre ‚Queen Marry eine Millionen‘, was bis auf Hiken gleichzeitig die einzige Zugangsmöglichkeit für Stehekin ist). Diese brachte uns in nur 4h nach Chelan. Wir teilten uns ein Motelzimmer und schmiedeten jeder für sich einen Plan.
