Montag: morgens gegen achte holte uns wie verabredet ein Trailangel vom Motel, Sisters Inn & Suites, ab und brachte uns zum zirka 15 Meilen entfernten Trailhead. Ich bin weiterhin mit NextLevel (Yvette/Südafrika) und Virgin (Tyson/Canada) unterwegs und teilte mir das 2-Bett Zimmer für 90 Pinunsen dementsprechend. Pünktlich zum abwandern fing es dann auch wie versprochen an zu regnen. Damit hatten wir gerechnet. Es wurde ziemlich unangenehmes Wetter vorausgesagt. Aus dem Nebel kommenden Regen leicht/mittel gab es für die ersten paar Meilen, abgelöst wurde dieser je höher wir wanderten von Hagel und Schnee. Die Fallrichtung dieses Wassers in den unterschiedlichen Aggregatzuständen war abhängig von der Bewaldung. Also eher von lebenden Gebäum. Viele Passagen fielen einem großen Brand vor 12 Jahren zum Opfer. Naja, jedenfalls schien es teilweise parallel zur Erdoberfläche zu regnen oder schneien. Erstaunlich kalt war es auch. Doch bis auf eiskaltnasse Patscher war ich warm.
Nach fünf Meilen machten wir die erste Pause. Spaß macht pausieren bei diesen Wetterverhältnissen nicht wirklich. Yvette schien wegen der Kälte ein wenig zu struggeln, aber auch ich brauchte wegen meiner kalten Pfoten Hilfe um Rucksackverschlüsse und Müsliriegelverpackung zu öffnen.
Nach der Pause lief ich ohne Wanderstöcke und konnte so meine Hände in den Hosentaschen wärmen. Das ist zwar beim Wandern über Stock und Stein nicht die beste Idee, aber manchmal müssen Prioritäten gesetzt werden.
Nach zweieinhalb weiteren Meilen trafen wir auf uns bekannte aber entgegenkommende (?!?) Hiker (cat und Mc Guywer) und einen Rucksack ohne Besitzer. Erstere sind auf Grund der schlechten Wetterverhältnisse wieder auf dem Weg zurück nach Sisters. Sie waren eigentlich knapp einen Tag vor uns. Es war für sie, wie sie uns erzählten, eindeutig zu nass und zu kalt. Also so richtig. Sie wollten lieber 17 Meilen zurück laufen, als weitere 50 in die richtige Richtung. Beides sind keine Lutschpuppen und haben Wandererfahrung (Appalachlian Trail). Weiter erzählten sie uns, dass der hikerlose Rucksack gestern schon dastand, sie aber davon ausgingen, dass da jemand bloß dem Ruf der Wildnis gefolgt ist. Hm… komisch… Virgin und ich schwärmten in einem 300 Meterradius aus um nach irgendwas zu suchen, Spuren, keine Ahnung, eventuell ist er bei einer Sitzung irgendwo abgestürzt und oder hängen geblieben. Wir untersuchten den Rucksack nach dem Namen des Besitzers, gaben dem Sheriff einen Call und wanderten weiter. Schon nach wenigen Metern trafen wir auf weiterer unbekannte Umkehrer. Als uns nach einer weiteren Meile die uns bekannten SOS und Snickers auch entgegenkamen, beschlossen auch wir es für diesen Tag sein zulassen. Heute wäre durchzustehen, morgen sollte es aber noch übler werden. Also knapp 14 km zurück und wieder ins mukkelig-warme Motel. Meine Hände funktionierten am Ende des Tages wieder wunderbar. Die erste Amtshandlung, meiner aus Krallen zurücktransformierten Hände, war via Internet Handschuhe zu bestellen.









Dienstag: Wir wollten ja. Jedoch stellte sich jeder schlafend beim Weckerklingeln des anderen. Erstaunlich ausdauernd. Wir ignorierten zirka 10 Weckrufe unserer Telefone. Wir schlufen bis in den frühen nachmittäglichen Vormittag. Bis elf. Jeder schien tags zuvor ein wenig gelitten zu haben. Gammel. TV. Essen. Beim Outfitter gabs, nicht günstig aber vergünstigt. Ein anzügliches perfekt passendes Beinkleid und ein schnell trocknendes longsleeve, ein wenig zu groß, aber hey, da wachs ich schon wieder rein. Gammeln, tv, schlafen.
Mittwoch: die verlorenen Meilen mussten des engen Zeitplan wegen eingeholt werde. Bus nach Redmond. Vergebliche Versuche zu Hitchen, also Bus nach Madras, glücklicher Hitch nach Timberline Lodge. Da wurde „the shining“ verfilmt. Ok. Zurück auf dem Trail.



Donnerstag: Nach einer frösteligen Nacht im Zelt, weckte mich die Sonne mit einem Kuss. Ich trug fast alle meine Klamotten. Vom Rest ist nicht alles nass. Soweit so gut. Wir speisten exquisit im Cascade Dining Room der Timberline Lodge. Es gab ein ausführliches Frühstücksbuffet. Ich fragte Virgin, weil ich herzhaft begann, ob er mir für meinen zweiten Gang eine selbst gebackene Waffel oder Panecakes vom Samowar empfehlen konnte. Seine Antwort: Panecakes sind nur deprimierte Waffeln. Also Waffeln. Um 10 Uhr ging’s dann gen Nebel. Regen. Regen. Regen. Regen.











Freitag: Nicht so einfach, wenn alles nass ist. Irgendwie muss es aber weiter gehen. Also gingen wir weiter. Fürs Ohr gabs den Potcast „Serial“. Suuuuper! Am Ende des Tages wurde es verhältnismäßig trocknen. Als ich mein Zelt aufschlug, begab ich mich aber wieder in eine feuchte Höhle.
Samstag: Ich wachte trockener auf als ich einschlief. 10 Meilen bis zur Washingtoner Grenze. Wir durchbrachen auf dem Weg nach unten die Wolkengrenze und diese gab vereinzelte Sonnenfenster frei. Fisch vom Fischmarkt (der Markt war ein Laden, aber der Fisch war frisch). Hitch über Underwood nach Trout Lake. Wir haben immer wieder Glück, das irgendjemand das Buch gelesen oder den Film gesehen hat.
Auf die letzten Meilen, Großer! Wahnsinn…
Freue mich über jedes Lebenszeichen hier im Blog, und zolle dir großen Respekt. Ich fiebere dem Tag deiner Ankunft in Tegel nun schon entgegen, denn die Tage sind ja doch schon gezählt!
Ich schicke dir mega viel Kraft rüber und Knuddelgrüße!
Da wären wir uns ja fast in die Arme gelaufen, ich war letztes Jahr am 29.9. am Mt. Hood und in der Timberline Lodge. Hat ordentlich geschneit an dem Tag.
Grüße von Sören aus der Spielbank und tiefsten Respekt vor dem bezwingen des PCT